Problemen mit Zuversicht begegnen

Niemand erwartet, dass Kinder sofort selbstständig lesen können. Verlieren Sie nicht die Hoffnung, auch wenn es mal etwas länger dauert, und üben sie weiter fleißig mit ihren Kindern. Dass Fehler passieren, ist normal und gehört zum Lernen dazu. Korrigieren Sie Fehler, bestärken Sie ihr Kind aber weiterhin und heben sie Positives hervor. Wichtig ist vor allem, dass Lesen nicht zu einer Pflicht wird, die den Kindern die Freude daran raubt. Lesen soll und muss Spaß machen, damit man gerne selbst liest.

 

Lösungsansätze

Verschiedene Probleme brauchen individuelle Lösungen. Ein paar Ansätze haben wir für Sie aufgearbeitet:

Das Kind kann lesen, möchte aber nicht alleine lesen: Es ist kein Rückschritt, wenn weiterhin gemeinsam gelesen wird. Vielleicht fehlen bestimmte Rituale, wie das Vorlesen am Abend, die aber schnell wieder eingeführt werden können. Reduzieren Sie den Umfang der Bücher, das schafft schnelle Erfolgserlebnisse, die motivieren. Oder probieren sie andere Lesestoffe. Haben Sie es schonmal mit Comics, Sachbüchern oder Magazinen versucht?

Das Kind will lesen, hat aber noch Probleme: Helfen Sie dem Kind und lesen gemeinsam mit ihm! Vielleicht hilft es, das Lesen in kurze, regelmäßige Einheiten von 5 bis 10 Minuten aufzuteilen. Das Kind muss auch nicht alleine lesen, sondern kann mit Ihnen Tandemlesen: Lesen zuerst Sie ein Stück, dann wieder das Kind und immer so weiter. Sollten Sie nicht genug Zeit haben, kann das Kind auch in anderer Gesellschaft lesen. Denken Sie an die Geschwister, Großeltern oder Freunde. Als lustige Abwechslung kann das Kind auch dem Haustier oder Kuscheltieren vorlesen. So machen Sie das Lesen zu einem Spiel! Auch äußere Umstände können Ihrem Kind Probleme bereiten. Braucht es vielleicht eine Brille? Oder ist es abends schon zu müde fürs Lesen und möchte lieber früher üben? Probieren Sie verschiedene Dinge aus!

Sollten Probleme sich einfach nicht lösen lassen, dann holen Sie sich Hilfe. Lehrer sind gute Ansprechpartner und kennen die Kompetenzen ihrer Kinder genau. Suchen Sie das Gespräch und besprechen Sie eventuelle Förderungen. Behalten Sie als Eltern immer im Hinterkopf, dass Lesen Ihnen und dem Kind Spaß machen soll. Sie sind Eltern, keine Pädagogen. Ihre Beziehung zum Kind sollte nie unter Leseproblemen leiden!

 

Sonderfall Legasthenie / Lese-Rechtschreibschwäche

LRS kommt häufiger vor, als manche annehmen. In einem Jahrgang können vier bis zwölf Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen sein.[1] Auch sind die Anzeichen davon nicht immer klar zu erkennen. Lassen Sie ihr Kind bei langfristigen Problemen, idealerweise nach Rücksprache mit der Schule, lieber von einem Arzt untersuchen, um Klarheit zu bekommen. Das gilt auch, wenn das Kind keine typischen Anzeichen wie die Verwechslung von p/b und v/f aufweist. Ist die Diagnose erstmal da, können verschiedene Maßnahmen getroffen werden, die schulische Benachteiligungen ausgleichen.

Da flüssiges Lesen und Leseverständnis mit der Zeit auch für andere Fächer immer wichtiger wird, um mitzukommen, macht es Sinn, nicht zu lange zu warten. Vergessen Sie bitte nie, dass Kinder mit LRS nicht „dümmer“ sind als andere Kinder. Es handelt sich um eine Teilleistungsstörung – so wie andere einfach nicht schnell laufen können. Und so haben diese Kinder genauso viele andere Stärken!

[1]  https://www.uni-wuerzburg.de/aktuelles/pressemitteilungen/single/news/legasthenie-neues-gen-identifiziert/